Kompasstermiten

Klasse 10

Ein Projekt der NAW Gruppe Klasse 10 R


27th November 2015

Als die Schüler einem Lehrer sagten, sie müssten jetzt zum Projekt Kompasstermiten gehen, fühlte er sich reichlich veräppelt: „Die hängt man sich wohl ans Handgelenk und weiß dann, wo Norden ist was?“ Es gibt ja genug Phantasielebewesen in der Biologie, den Keilwurm oder – besonders bekannt – das Nasobem. Doch die Schüler hatten die Wahrheit gesagt: Es gibt die Kompasstermiten wirklich, und auch das Projekt.

Wer nach Australien kommt, sollte sich dieses Naturwunder nicht entgehen lassen. Einhundertfünfzig Kilometer südlich von Darwin, westlich vom 4000 km langen Stuart Highway, der Australien in der Mitte durchquert, beginnt der Litchfield Park.

Vorbei am rasengrünen Ort Bachelor kommt man zu einer Sumpfebene mit hunderten gleich ausgerichteten tütenförmigen Monumenten.
Es sieht eher nach einer monströsen Künstlerperformance aus als nach Natur. Doch es sind die Werke von Tieren, von Termiten. Sie haben ihre oberirdischen Bauten mit ihrem immer noch mysteriösen Magnetsinn exakt nordsüdlich ausgerichtet, um die Temperatur im Innern zu regeln. Andere Termitenarten haben einen Keller, aus dem sie feuchten Sand zum Kühlen zur Kammer der Königin bringen. Doch Kompasstermiten kühlen durch das Vermeiden senkrechter Sonnenstrahlung auf ihren Bau, und regeln das Gleichmaß durch das Auffangen seitlicher Strahlung morgens und abends zu den kälteren Tageszeiten.

Im Projekt haben wir mit Tetrapacks diese Tricks nachvollzogen. Mit Sand gefüllte Packungen wurden in „Kompasstermitenrichtung“ und zum Vergleich quer aufgestellt. Oben aufgefaltet hatten sie eine gleiche Form wie die Originale. Anhand der eingesteckten Thermometer verfolgten die Schüler den Temperaturverlauf über den Tag. Es war die Aufgabe einer Schülerin, dies zu leiten und ohne Eingreifen des Lehrers selbst zu organisieren. Die Nord-Süd Tüten zeigen einen gleichmäßigeren Temperaturverlauf als Ost-West Tüten. Die kleinen Modelle können also die Funktionsweise der aufwändigen Ausrichtung der Termitenbauten belegen.

Die NAW Gruppe hat zudem ein Termitenbaumodell in Originalgröße konstruiert, mit Plastikrohren, Draht und Folie. Das war handwerklich eine echte Herausforderung. Kopfzerbrechen machte vor allem die Stabilität, gerade auch bei etwas Wind draußen auf dem Hof. Doch mit Ausdauer und Elan gelang es schließlich, ein Modell stabil aufzubauen. Die beiden abgebildeten Schüler haben da ganze Arbeit geleistet.

In der Mitte im unteren Viertel sitzt die Termitenkönigin. Hier ist die Temperatur am stabilsten. Etwa alle 20 Sekunden legt sie ein Ei, damit die die ca. 3 Millionen Tiere pro Bau entstehen und erhalten bleiben. Ihre Lebensdauer liegt bei 20 Jahren.

Doch es ist auch die imposante bizarre Schönheit der „Insektenkunst“, Skulpturen von drei Metern Höhe und Länge, die wir mit dem nachgeformten Bau zeigen wollten, hergestellt aus Sand, Pflanzenfasern und Speichel. Aber um so etwas ganz zu erleben muss man zu den Kompasstermiten in Australien natürlich selber reisen.

Jedenfalls konnte das Projekt zeigen, dass Biologie, Physik und auch Chemie viele der exotischen Beobachtungen bei den Kompasstermiten erklären: Naturwissenschaften können uns helfen, die Welt zu verstehen.