Mensch macht Mensch

Klasse 11

Umfrage unter den Oberstufenschülern zum Klonen


13-12-2015

von Klaus Rudolph

Wenn Oppenheimer die Atombombe nicht entwickelt hätte - würde es sie dann gar nicht geben? Wohl kaum.

Wenn Wissenschaft die Möglichkeiten, die Voraussetzungen entwickelt hat, dann wird es irgendwann jemand machen. Der Mensch als Ganzes handelt nicht „menschlich“, im humanistischen Sinne.

Homo sapiens sapiens war ein Killer. Homo sapiens neanderthalienses war es vielleicht auch, aber weniger stark. Die Biologen vermuten, dass der agressivere Killer den anderen ausgelöscht hat. Die Frauen hat er wahrscheinlich genommen, eine Art Raub der Sabinerinnen, nicht im vorrömischen, sondern im Höhlenmenschenzeitalter: Die Gene des Neanderthalers sollen ja in unseren enthalten sein.

Wir Normalmenschen können die wissenschaftlichen Ergebnisse wie diese nicht überprüfen, wir können sie nur glauben, oder auch nicht. Aber informieren können wir uns allemal, um eine eigene Meinung zu bilden: sapere aude! (Kant).

Die Kultur, aus der wir Deutschen stammen, zusammen mit allen Europäern und der gesammten westlichen Welt, ist jene mit dem christlich-römischen Weltbild und dem daraus entstandenen Humanismus. Folglich halten viele Menschen den Menschen für eine göttliche Schöpfung. Dabei ist es in diesem Weltbild unerheblich, ob Gott den Menschen „gebacken“ hat oder die Naturgesetze schuf, die ihn entstehen ließen.

Die biologische Wissenschaftssparte Genetik nun ist so weit fortgeschritten, dass sie auf die Erbeigenschaften der Lebewesen zugreifen kann. Immer gezielter, immer leichter werden die Methoden, und wir stehen an der Grenze zur Kreation des Designermenschen. Das kann man als die biologische Atombombe sehen. Es sind nicht nur gottgläubige, die dabei ein Unbehagen empfinden. Und schon gar nicht sind es nur Christen. Im Islam z. B. wird sehr intensiv geforscht, ob nach den Worten des Koran Genmanipulationen am oder für den Menschen erlaubt sind. Deren Diskussion unterscheidet sich im Kern nicht von jener der anderen monotheistischen Religionen.

Schon lange enthalten die Lernpläne für Gentik Themen zur Genmanipulation. Im Rahmen der Referate im Kurs Genetik überraschte mich ein Schüler* mit einem Referat, das sich unter anderem mit der Akzeptanz der Genmanipulation auseinander setzte und eine Umfrage an unserer Schule einbezog. Dieses Referat hat der betreffende Schüler der Kursstufe zu einem Bericht zusammengefasst. Es geht um das Klonen, das Vervielfältigen eines – einzigen – Menschen, sogar zu vielen. Ich denke, es lohnt sich sehr, diesen Bericht einmal zu lesen:

Umfrage zur Anwendung der Replikationsbiologie

von Michal Jakub Lukaszuk

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Frage 1 : Sollte Reproduktionsbiologie (ICSI, IvF, Stammzellgewinnung, Klonierung) erlaubt sein?
Frage 2 : Sollte Reproduktionsbiologie bei Menschen erlaubt sein?

Diese Umfrage zur Anwendung der Replikationsbiologie habe ich in den Klassen 11 und 12 durchgeführt. Die Oberstufenschüler haben zwei kurze Fragen zur Beantwortung bekommen, die zuerst leicht erscheinen. Aber wenn man sie genauer bedenkt und sich mit diesen Fragen auseinandersetzt, wirken sie komplizierter als man sich anfangs gedacht hätte.

Das berühmteste Beispiel für das Klonen ist das Schaf Dolly, dessen genetischer Doppelgänger eigentlich älter als das Schaf selber wurde. Leider ist dieses Schaf wegen eines schnellen Alterungprozesses an einer Lungenerkrankung gestorben.

Es geht aber nicht nur um Reproduktion, sondern auch um die Biosynthese von Gewebe und Organen. Dies ist durch die sogenannten Stammzellen möglich. In Deutschland verbietet das Embryonenschutzgesetz die Gewinnung und Einfuhr embryonaler Stammzellen. Zudem verbietet es die Herstellung eines menschlichen Embryos mit der gleichen Erbinformation, das Klonen eines Menschen oder eines Verstorbenen. Das Europäische Gerichtshof vertritt dieselbe Position wie das deutsche Recht, doch in der USA wurde bis 2009 die Stammzellforschung mit staatlichen Geldern unterstützt. Es gab allerdings auch hier Einschränkungen. Man wollte die Förderung der Stammzellforschung weiterhin unterstützen, doch diese wurde vom einem US Gericht in 2010 blockiert.

Das Ziel der Umfrage nun war es herauszufinden, ob sich die Meinungsbilder der Befragten unterscheiden, wenn man von der Anwendung der Reproduktionsbiologie im allgemeinen Zusammenhang redet oder aber im Zusammenhang mit dem Menschen.

Wie vermutet war die Mehrheit der Schüler gegen die Reproduktionsbiologie beim Menschen und für die Reproduktionsbiologie allgemein (bei allen Lebewesen außer dem Menschen). Es gab viele Gründe, weshalb sich die Schüler dagegen entschieden. Ein Argument, das öfter genannt wurde war, dass die Reproduktionsbiologie beim Menschen unmenschlich sei. Wie die Schüler im Unterricht gelernt haben, wird ein Embryo bei der Stammzellengewinnung vernichtet und bei der In-vitro-Fertilisation nur eins der vielen Embryos ausgesucht. Die restlichen Embryonen werden „abgeschoben“.

Die Schüler meinten, man nehme einem ungeborenem, lebensfähigem Menschen das Leben, und das sei ungerecht gegenüber diesem Lebewesen. Der Standpunkt der Schüler gegenüber der Frage nach der Reproduktionsbiologie beim Menschen gleicht dem Standpunkt vieler Menschen in Deutschland, nur die Argumentation unterscheidet sich in manchen Aspekten. Das Verfahren des Klonens wird deshalb kritisch gesehen: Der Mensch kann ein Lebewesen theoretisch wiederbeleben, genau dies berührt die Erschaffung des Lebens.

Viele Deutsche meinen, dass Gott den Menschen erschaffen hat und dass man nicht Gottes Werk verändern sollte. Diese Sichtweise hat sich an unserer Schule widergespiegelt.